Montag, 31. Mai 2010

Den Eltern

(zur Diamantenen Hochzeit)

Ihr seid der Fels auf den wir baun
die Sonne um die wir kreisen
seid Fundament und Mittelpunkt
auf so viele Weisen
Wir aßen nie von gold’nen Tellern
kein Silberlöffel stak aus unserem Mund

und doch vielleicht gerade drum war’s
Euer Kind zu sein rundum rund
Ihr gabt uns Regeln gabt uns frei
lehrtet uns – was immer es auch sei –
mit unseren Herzen zu entscheiden
was gut, was richtig, was immer für

einen jeden von uns wichtig
Sechs Jahrzehnte seid Ihr nun ein Team
das stets am selben Strang gezogen
das nicht nur mit dem Mund bekannte
sondern täglich das Bekenntnis lebt
Auch wenn ihr immer Vater - Mutter seid

so zolltet ihr auch uns Respekt, habt
das was euch nicht schmeckte doch
geschluckt wenn es zu unserem Guten war
Habt jeden Tag aufs neu die Hand
zur Hilfe ausgestreckt, und wenn die Kraft
nicht reichte neue euch geschöpft

aus der tiefen Quelle Eurer Liebe


© Beatrix Brockman

Dienstag, 20. April 2010

Soviel ist klar

soviel ist klar: dich
mag ich nicht obwohl’s
mir kaum gelänge
klar zu bestimmen warum
warum? drum frag ich mich

was ich in deinem und
sonst keinem spiegel seh.
zum einem ist’s das fehl
an mut das dir zu deutlich
zu gesichte steht die augen

nur von unten aufgeschlagen
der kopf gebeugt und fragend
schräg trägst du zu markte
was ich mühselig verberge
dass nämlich auch der frau

in mir das herz zum halse
schlägt, der atem ausbleibt
und der hände zittern nur mit
müh’ gebändigt wird zum
anderen ist’s der hunger den

du offen zeigst die teller
füllst und füllst was ich nur
heimlich tu und sich auf unser
beider hüften golden zeigt
und dann bist du nicht schön

genug zeigst täglich mir
den gegensatz zu all den
kindern die sich um uns
tummeln und erwachsen



© Beatrix Brockman

Samstag, 10. April 2010

Am Fluss

Dritter Stock über dem
Cumberland links droehnen
Autos über eine Brücke
rechts quert eine Eisenbahn,
laut hupend die andere

am anderen Flussufer
lärmt Industrie Dennoch
sitzt es sich gut hier
auf dem Balkon begrüßen
die Kardinäle und Meisen

den neuen Saft in den
Bäumen und bringt
ein kleines Boot das
schnell vorbeirauscht
den ruhigen Strom dazu

in kleinen Wellen an
seine Ufer zu meeren.





© Beatrix Brockman

beäugt



wenn ich von meinem
vogelnest mal wieder
ausschau halt und mir
die welt beäug dann reiß
ich euch die masken ab
- doch was darunter liegt

das bleibt auch mir verborgen -
duda im schwarzen anzug
mit dem schlips der du
bemüht das lächeln mühst
und du dem man die grüne
uniform ansieht auch wenn

in jeans du vor mir sitzt
- es sind die worte - markig
zackig männlich herb die
euch verraten und du im
kleinen schwarzen die tasche
elegant und krokoleder vom

ellenbogen baumelnd was
verbirgt wohl deine große
guccibrille vor der welt? all
diese masken seh ich seh
hindurch doch was für ab
reißen ich hielt ist nur

erkennen - ich weiß um eurer
masken existenz und doch
vermag dahinter ich nicht schaun



© Beatrix Brockman

Samstag, 6. März 2010

For as long

For as long
as your voice
can hold this

power over me
As long as
the words you

craft can move
my heart
For as long

as I can rest
in the imagined
that will never be

I can believe
in that which
hasn't been



© Beatrix Brockman

Samstag, 20. Februar 2010

ticktock

bei meinem täglichen
termin mit der roten
linksabbiegerampel
an der ecke charlotte
und 17th ist auch heute
wieder cohen mein arzt
und der mann mit dem
ich ein paar schritte gehe

während der blinker
unermüdlich mein leben
verticktockt ist der
moment auch schon
wieder vorbei im rück
spiegel drängelt der nächste
abbieger zwei stopschilder
drei ampeln weiter

harrt das parkhaus
mit serpentinenirrgarten
deck lila und glasfahrstuhl
meiner -- ehe es wieder
heißt "guten morgen, wie geht
es ihnen? bitte öffnen sie ihr
buch auf seite 274. heute üben
wir 'wenn, als' und 'wann'" -- mit

aussicht auf den weg zurück
zum glasfahrstuhl deck lila auf
den highway zwischen trucks.
verärgert über hintendrängler
rechtsdrängler sichtversperrer
fuß vom gas tempomat ein
zurücklehnen cohen
auf volle dröhnung und repeat

fahre ich zu meinem I'm your man




© Beatrix Brockman

Dienstag, 2. Februar 2010

Ver-Äppelt

den kopf ver-ei-schotet
laufen sie abgeschallt
von außen mit schwarz

äugigen erbsen in den
ohren durch die welt
dabei voll vernetzt mit

ihrem ei-handy oder der
brombeere sind sie doch in
jeder lebenssituation


vernabelschnurt nur mit den
gewollten kontakten den
daumen stets tippbereit

gezückt gekonnt kürzel
verbreitend dabei merken
sie nicht mehr wie sie sich

abschotten davon spontan
sozial zu sein unbekannte
stimmen zu hören oder

neue blicke einzufangen
eine null in der wirklichkeit
brillieren sie nur virtuell

ohne realbezug
in der welt
der nullen und einsen


© Beatrix Brockman