Donnerstag, 11. Februar 2021
geistzeit
Headspace
Like twins
Whose cells never
Separated in the womb
So conjoined are
These virus days
Endlessly strung
In the back and
The forth. Last January
Unreal memory
Of what we did
Were allowed to do
The future, then
Clear before us
Evaporated by now
Between isolation
And masks
You ask
What will be.
Mittwoch, 12. August 2020
sepia
sepia
in photography
you’re still alive,
one young and wiry,
beautiful, the other
her long hair coiffed,
bouffant above the brows
in sepia forever frozen
both the soprano
and the baritone.
past your frames
my path leads every day
but rarely do I focus
on the woman or the man
my parents captured
too in kodak-color.
so loving was your voice
so rare on paper, too afraid
that seven years
of schooling only
might yield mockery
how precious now
the cursive speaks
to the “little one, beloved
and so far away”
whose heart crossed
oceans every day.
and so I linger and reflect
head bent over words
– more valuable to me
than gold – and stand before
your pictures that once
will perish until nothing
shall remain of us.
© beatrix brockman
Donnerstag, 16. April 2020
Schmetterling...
Zwei Stunden später finde ich den kalten Kaffee auf der Terrasse. Das Hügelkulturbeet ist fast fertig.
Butterfly.....
Freitag, 27. Dezember 2019
kopfsteinlastig
zaghaft setze ich den fuß
auf diese woche, ungewiss
ob nicht der eine oder
andere kopfstein zu staub
zerfällt. noch scheint sie zu
tragen doch die skepsis streckt
ihr hässliches gesicht immer
wieder ums eck als wäre
sie das salz mit dem man
die hoffnung würzt
Donnerstag, 24. Oktober 2019
berlin reality
check nannte ich
früher gedichte
darüber. auch berlin
liefert realität tag um
tag. im archiv tauche
ich ein, in eine andere—
meiner so oft so ähnlich.
vergesse drin die zeit
zerrinnt zwischen
bleistift und fingern;
bald, so bald, wieder
rote erde unter den füßen
reality check andernorts.
dann wird berlin wieder
traum sein so im danach
wie in den monaten davor
© beatrix brockman
Mittwoch, 23. Oktober 2019
fahrrad for future
großstadtwandern
und (be)wundern
der fahrradfahrenden
massenbewegung
die so nachhaltig ihre
kleinsten hinter sich
oder vor sich befördern
sehe (nur ich?)
kleine münder,
nasen und lungen
aug in aug mit
auspuffrohren?
fahrrad for future
©beatrix brockman
Freitag, 18. Oktober 2019
angstkaskade
so richtig gut, eigentlich,
bin ich so voller lebensgier.
drum kann und will ich
nicht klagen. will sagen:
ja eigentlich stimmt
alles so lange, bis er
mir die ruhe nimmt,
der wortfunke, der
zu faden angstkaskaden
führt, bei denen man es
spürt im halse klopfen
und das einzige was
hilft ist hinunterstopfen
der angst mit kauen oder schauen
©beatrix brockman
Samstag, 27. April 2019
nur wenn
nur wenn schatten fallen
fließen sie,
die worte, rhythmisch
aufs papier
ist mein gesicht
der sonnenblume gleich
ins licht gerichtet,
verstummen sie
als ließen
die sonnenseiten
sie verdörren, von
tränen ungewässert
raschelt ihr laub
in einer ecke
des herzens, wo sie
das samenkorn
des nächsten
gedichts wahren
©beatrix brockman
Freitag, 19. April 2019
Intermezzi
Donnerstag, 21. März 2019
roadmovie- oder straßenkopfkinogedicht II
über asphalt. hin, her.
zum job, zurück.
liegt wo vorher
federn nun ein pelz
— seit tagen schon
mal über-, und mal siehst
du ihn. doch fragst du dich,
auf dem heimweg,
jeden tag, wie lang wohl
so ein stinktier versucht
gegen den tod anzustinken
©beatrix brockman
Donnerstag, 28. Februar 2019
Beobachtungen am Rande des für sie Unvermeidlichen
im herzen da metastasen
sich durch kopf, durch knochen,
durch die leber fressen
— wollen weder kopf
noch seele sich stellen —
den nahenden nicht sehen
weil so grausam hoffnung
den blick trübt, der eigene
schmerz einen anderen
ausgang erzwingen will
auch wenn die erlösung des
einen die des anderen sein wird
aber die kommt erst lange
nachdem sich die nebel
lichten, wenn kampfansagen
nicht länger den blick auf
einsichten trüben, wenn
das loch, das sie noch nicht
kennt, bestandteil des alltags
wird und sie trotzdem
weiter atmen und einen fuß
vor den anderen setzen wird
©beatrix brockman
Montag, 9. Juli 2018
Zäsur
Sonntag, 1. Juli 2018
Sonntag, 4. März 2018
Vom Träumebegraben
Heute nahm ich allen Mut zusammen, auch einem lieben Menschen meine schmerzvolle Wahrheit zu sagen, seinem Bündel eine weitere Last hinzuzufügen, weil meine Traumblase sie nicht länger hat der schweren Kraft entziehen können.
Heute war der Schritt durch die Pforte der Freiheit alles andere als selbstlos, obwohl es der eigene Wunsch war, den ich mir versagte.
Heute trug ich Verantwortung nur für mich selbst, legte Bürden ab, die ich mir selbst auferlegt, in meinem Bedürfnis, dass Wohle anderer mitbestimmen zu wollen.
Heute war ich eins mit mir, wie ich es schon lange hatte sein wollen.
Dass es so schmerzen würde, wusste ich nicht.
(C) Beatrix Brockman
Montag, 19. Februar 2018
roadmovie- oder straßenkopfkinogedicht
die schwarzen federn
seines flügels, als
wolle er allen vorbei
fahrenden nonchalant
zuwinken. elegant
ist er schon lange
nicht mehr und sein
geronnenes blut
ist längst im asphalt
versickert. einzig die
abbiegerspur, nur
selten befahren,
als ort des wesens
verhindert, dass seine
existenz vergessen
und seine substanz
von autoreifen fort
getragen wird. seit
sieben tagen winkt
er mir auf dem weg
nach hause, seit
sieben tagen wächst
dieser text in meinem
kopf, sieben tage
lang schon wippen
federn im sog vorbei
rauschender autos,
auch morgen wird mich
seine sterblichkeit grüßen,
gewahr, dass ich weder
sein noch mein
eigenes schicksal
neu denken oder
gar schreiben kann
©beatrixbrockman
Samstag, 30. September 2017
Im Spiegel
frischen oder bepflanzten
gräbern in anderen
orten oder zeiten
nehmen wir wieder
und wieder abschied
als wäre jetzt
das alter des
müttersterbens
geschieht es
plötzlich hier
zu erwarten dort
und schauen wir
sie doch täglich
im spiegel von
worten, gesten
gesichtern und
sogar zehen
Dienstag, 12. September 2017
vertraulich
du draußen — drücktest
die nase dir platt
am fenster geflüsterter
worte mit dem stempel
vertraulich
nun stehst du an
der tür doch dein
fuß will sich nicht
über die schwelle
heben. selbst sollst du
nun und willst doch
nicht — flüstern
© beatrix brockman
Mittwoch, 6. September 2017
fundstück
du etwas wieder
das lange verloren
doch das, was die
sehnsucht nach ihm
schürte, findest du
nicht. dann spürst
du den verlust noch
stärker, denn nun sind
die jahre des sehnens
auch verloren.
©beatrix brockman
Donnerstag, 6. Juli 2017
Nach dem zufälligen Griff in eine Schublade
die vor jahren schon
aufs blatt geflossen
seele, raum und herz.
hastig huschen finger
über tasten suchen
suchen suchen nach
dem band das einmal riss
ist’s auf einmal dann
gefunden, geh’n gedanken
auf die reise — ziel:
das was einmal war
doch du weißt nicht
wann man sich zum letzten
mal geschrieben, man zum
letzten mal sich sah
© Beatrix Brockman