Montag, 20. April 2009

sonnen.sterben

sie die lange nach
mir aufging über
schattet nun mein
licht nicht nur im

auge zweier die so nah
mir einmal waren
nein auch auf allen
meinen wiesen

bin relegiert zum
nachtlicht ich darf nur
gelegentlich ganz
schwach in ihre herzen

leuchten eh’s wieder grau wird
und mein scheinen weint



© Beatrix Brockman

Sonntag, 19. April 2009

Mach das Licht aus

Über meine Saiten
Streiche sanft
Mit deinem Bogen
Erklingen will ich
Unter deinem
Festen Griff

Öffne alle Türen
Wenn mein Haus
Du forsch durchwanderst
Eisblumen hauche
Heiß und zärtlich
An mein Glas

Spende Licht mir
Oder Schatten
Sei mir auch
Ein Fundament
Und wenn dereinst
Du an der Schwelle stehst

Mach das Licht aus
Wenn du gehst



© Beatrix Brockman

Sonntag, 5. April 2009

Ausgeschlossen

Wenn dich der Tag
des nachts noch einmal
aufsucht, und nur
die Tröpfchen
an den Wimpern davon
zeugen, dass er dunkel war,
dann fragst du dich
wer wohl die Tür zur Traumwelt
vor dir schloss und warum der,
der regelmäßig atmet
neben dir, dich nicht
mitnahm in die sorgenfreien
Räume seiner Nacht.

© Beatrix Brockman

Montag, 16. März 2009

mittwochsblühen




legen sich sonntags
wieder meilen
zwischen ein leben in zwei
städten kommst du mitt'
woch in meinen süden

eiche aus spokane

als liebhaber nur -- ohne
den vater und ernährer --

dann bohren sich
meine wurzeln wieder
tiefer in die erde
will ich ausschlagen nur

und

in deinem schatten blühen


© Beatrix Brockman

Donnerstag, 12. März 2009

der kalender


kein stück ist mir von dir
geblieben kein schuh kein
ring kein altes ding außer
graphit zwölfmal auf dicken
bögen die zeitlos monatlich
bemalt von dir mir fremde
köpfe zeigen in denen ich
doch nichts als deine hand
kann sehn und pappe die du
einst berührt den stift viel
leicht zum mund geführt -
so lang er mich zu tränen
rührt muss der kalender noch
im dunkeln fristen bis freude
endlich trauer überwiegt


© Beatrix Brockman

Montag, 9. März 2009

Ungesagtes

...und schrie ich es
hinaus in diese nacht erschräk
ich wohl vor diesen worten die mir
am rand des wissens schlummern
vor diesen grau-sam-wahr-(k)heiten
die zornig ich wohl schleuderte

ob ich wohl besser
bin als mensch als guter mensch
der's schluckt anstatt's zu sagen oder
wäre gut ich nur wenn's nichts zu
schlucken gäbe wenn noch ein rest des
kleinen reinen herzen in mir schlummerte

oh wär ich ohne wissen
nur dann würd' ich keine worte scheuen
dann spräch ich wahr zu jeder tagesstunde
wär’ mir die zunge keine off'ne wunde
und rief in meiner brust ein klarer glocken
ton mich zum gebet der ahnungslosen


©Beatrix Brockman

Donnerstag, 26. Februar 2009

unsagbar

Wenn die Kinder klein sind, treten sie uns in den Schoß,
und wenn sie groß sind, ins Herz [Annette von Droste-Hülshoff]


zu eis erstarrt schweig
ich wieder mal

was hinter dieser stirne
steht ungesagt im raum
zu gerne ließ ich meiner
worte faust den freien lauf
doch weiß ich um die
wunden die sie schlüge

solltst dankbar sein um
diesen stachel kalten eises

der mir das herz beschwert
die stimme lähmt den zorn
mir zähmt sei froh dass
meine zäume halten ich
zu gut von narben weiß
die unsichtbar für gott und welt

noch zwanzig dreißig jahre
später schmerzen

und so sind meine wasser
tief die eisschicht drauf
ein spiegeln dir von stille
an der du deine krallen
wetzen kannst denn meine
schollen tragen dich

wenn zu eis erstarrt
ich wieder einmal schweige

©Beatrix Brockman