Sonntag, 16. September 2007

Ich Ich Ich

Ich Ich Ich
Bin nicht Lazarus
muss nicht
Märtyrer sein
Wage nun aus halb
geschloss'nem Lid
den Blick über die
Schulter ins Bild
das Glas und Folie mir
ohne Falschheit bieten

Ich Ich Ich
darf sein, darf diesem
Ich in seiner Wollust
frönen, mit diesen
Serpentinen nicht mehr
voll Ablehnung und Hass
sondern voll Freude
an der Vielfalt meiner
Landschaft sein

Ich Ich Ich
entreiss dem Scheffel
nun das Licht
der Scham das Rot
und mal ein Bild
voll Sonnenschein
mir tief unter Gras
Narbe und Stein
Ich Ich Ich
darf sein


© Beatrix Brockman
25.04.2006

vergangen

vergangen
der augen
blick im
heben
und senken
von wimpern
bleibt er
uns doch
denn in ihm
wurzeln
unsere herzen


© Beatrix Brockman

Ernte mich mit
der Sichel des Mondes
will dir Korn wie
Strohbett sein
Meine Feuer sollen
dich wärmen
und meine Asche
dich sicher geleiten
auf eisigem Pfad



© Beatrix Brockman

Bild von Jan Thompson Dicks

Montag, 13. August 2007

Apfelduft

Your thighs are appletrees*
whose blossoms touch the sky.
William Carlos Williams


Apfelduft

und blüh ich dir die Himmel
in dieser milden Sommernacht
die ihre dunklen Flügel
so zärtlich über unsere
Insel breitet

und schmecken wir
auf Mondenlicht gebettet
und ins Gewand
aus Apfelduft gehüllt
Unendlichkeit in

flüchtigen Momenten
die für das Herz
der Ewigkeit gemacht




© Beatrix Brockman
13.August 2007

*deine Schenkel sind Apfelbäume
deren Blüten den Himmel berühren

Samstag, 4. August 2007

Geburt eines

Geburt eines
Gedichts

drängen sich
Worte ungebeten
in den Vordergrund

rammen ihre
Ellbogen in die
Gegenwart

verlangen - ob gelegen
oder nicht -
gehört/gesehen/

gefühlt/geschrieben
zu werden
vertreiben stetig

kreisend solange
jegliche gedanken
bis sie gebührend platz

als schwarze pixel
auf weißem hintergrund
oder zumindest als

tinte auf papier
gefunden haben



© Beatrix Brockman
04.August 2007

angst II

gleichförmig
kreisen finger
auf der haut
des anderen
klammern sich
zwei aneinander
gedankenverloren
an anderen orten
vermag die
kleine trostflamme
den eisblock angst
doch nicht zu
schmelzen


© Beatrix Brockman
04.August 2007

Mittwoch, 1. August 2007

sommer

der sommer vorm haus
hüllt sich in seinen flieder
duft dem trunken sich
schmetterlinge, hummeln
und zikadenwespen hingeben

die luft ist satt mit wasser
molekülen, die die schwerkraft
zu vervielfachen scheinen
jeder schritt, jeder herzschlag
jeder atem wird zum kraftakt

wohlig klimageanlagt übersteht
man das schlimmste im verzicht
auf klänge und düfte der natur
ohne sonnengeißelung, die man
in europa so herbeigesehnt hatte

stattdessen vertraut man sich
dem hypnotischen kreisen
des ventilators an, der der
schwachbrüstigen kaltluft
kräftig unter die düsen greift


© Beatrix Brockman
01.August 2007