Montag, 22. August 2011

Musenkeuschheit

zwischen neuem Job
als Dozent für Deutsch
und haareraufendem
Dissertieren ziert
sich die Muse zur Zeit
und verweigert den
Dichterkuss

 ©Beatrix Brockman

Freitag, 29. Juli 2011

mater amata

im stuhl
die beine hochgelegt
lässt du dir
rosen regnen
die vater
letztjährig noch
gepflanzt

steter begleiter
nurmehr
dein einsam
das von dünnen
leise klagend
lippen träuft

der kopf
weiß wohl
und sagt's dass
kinder eigene
leben leben müssen
herz und seele
aber

waidwund
von der leere
von der stille
fürchten sich
vorm ersten
jahrestag

und jeder
weitren stunde
in der allein
ein herzschlag
durch das schweigen
dringt




© Beatrix Brockman

Samstag, 23. Juli 2011

einem nie gesehenen zum geburtstag

aus dem vollen leben
in die leere gegangen
aufgefangen in der virtualität
von einem
der ungesehen
ein wahres
in einem byte internet
entdeckte und hütete
wie einen schatz


ermutigt
von einem
der unbesehen
zwischen allen zeilen
las und saß
und die fehlende
hoffnung fand
und sie hütete
wie einen schatz

verwöhnt
alljährlich von
einem und seiner lieb
die unbekannt
ein stück heimat
in unbegrenzte möglich
keiten schicken
und sie hüten
wie einen schatz

dem freundschafts
hüter der
die jahre
nicht zählt
doch die minuten
wie die sekunden
schätzt und hütet
wie einen schatz




© Beatrix Brockman

Montag, 4. Juli 2011

im alter

die dinge so langsam ordnen
dem ende entgegen sehn

auf gott und familie bauen

noch lange hier bleiben wollen
letztendlich bereit zu gehn





©Beatrix Brockman

Freitag, 24. Juni 2011

määääh

wirtschaftswundergeneration
ach wie trocken sind diese schäfchen
den lämmchen von heute geht das gras langsam aus




©Beatrix Brockman 

Donnerstag, 23. Juni 2011

28er - eine schöne Erfindung

Der Dreizeiler mit dem Namen „Achtundzwanziger“

Ein Achtundzwanziger ist ein Dreizeiler wie ein Haiku oder ein Senryu. Er hat aber nicht nur siebzehn Silben wie diese Gedichtformen, sondern achtundzwanzig Silben, was mehr Freiheit der Gestaltung zulässt. Das Schema ist dabei nicht wie beim Haiku 5 - 7 - 5 Silben, sondern 8 - 9 - 11 Silben. Der Achtundzwanziger ist auch nicht inhaltlich festgelegt auf Natur (wie der Haiku) oder auf Persönliches (wie der Senryu). Das lässt vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten zu, ohne auf die Festlegung auf Silbenlängen der Zeilen und so eine straffe Führung bei der Erstellung des Textes zu verzichten. Die Gedichtform des Achtundzwanzigers wurde von Helmut Maier, entwickelt. Beispiele sind auf dem Blog Maier-Lyrik ( http://www.maier-lyrik.de/blog ) unter der Kategorie „Deutsche Dreizeiler“ ( http://www.maierlyrik.de/blog/category/deutsche-dreizeiler/ ) zu finden.

und weil mir das so gut gefällt, werde ich nun eine solche Kategorie einführen und hin und wieder mir einen 28er aus den Tasten fließen lassen.

Dienstag, 21. Juni 2011

Dukatengold

samtgeborgen
einer dick
und gold wie butter
selten nur
am finger
dessen sinn
der nichtträger
aber stets
im herzen trug

der andre nun
schon abgewetzt
papierdünn
zertragen den
treueschwur
der rechten hand
jahrzehntelang
nach außen
stets gezeigt

nun ruhen
nebeneinander
sie im samt
der eine finger
ist nicht mehr
der andere von
arbeit so verkrümmt
dass schon lang
ihn nicht dukaten
gold verziert





©Beatrix Brockman