Samstag, 8. Dezember 2012

Barbaratag


der achte tag
des zwölften monats
das ist mein
barbaratag

der tag an
dem ich kerzen
brenne dir
zu ehren die du

meine schwester
bist und warst
— heute würden
wir dich feiern

wenn ich nicht hier
und du noch dort
dein leben lebtest.
doch kam und wurde

alles anders und
das was blieb das ist
mein barbaratag
am achten tag

des zwölften monats
eines jeden jahrs an
an dem ich eine kerze
brenne nur für dich


©Beatrix Brockman

Mittwoch, 5. Dezember 2012

5tes Türchen


Wie Ahornsirup
an einem kalten Tag
rinnt der Advent
durch meine Tage

Das Wetter
spielt Ostern
Der Job — wie im Kaufhaus
vor den Feiertagen

Die Krippe dümpelt
im Keller
Der Adventskranz
plastikt vor sich hin

Weihnacht will sein?
In der Werbung
vielleicht und auf
dem Schnulzensender

Im Auto auf dem Weg
zur Arbeit dudelt
[i]Last Christmas[/i]
Draußen sind 17 Grad

Wie vermiss' ich sie
die stade Zeit
meiner Kindertage
als Mutter bei Kerzen

schein Geschichten
vorlas, Mandarinen
den Raum bedufteten
und Lebkuchengewürz

von der Küche das
ganze Haus durchdrang
— Bilder, die das Herz
noch heute beschwört.





© Beatrix Brockman

Montag, 19. November 2012

Paukenschläge


lichte himmel
grüßen klar und hell
auf dem
weg
in die nächste
dunkle und beengte
woche

herz und hände
wollen ruhen
doch das muss
treibt
kopf und stirn
von gedanken zu
gedanken

das leben in
solchen tempi
taktend
dass
es das adagio
nach dem's
die eigene mitte

drängt schlag
auf schlag
zerpaukt.


©Beatrix Brockman

Sonntag, 14. Oktober 2012

Dir


Dir wäre ich
gern Freund
gewesen - ich
weiß ich hätte
es gekonnt

wir sind uns
leider nie
begegnet freund-
schaft hat leider
nie in uns gewohnt


©Beatrix Brockman

Freitag, 28. September 2012

Ein Gedicht


ein gedicht sollte
eine stimme sein
die das dunkel lichtet
und manchmal
auch im lichten dunkelt

ein gedicht  ist
keine hand die schreibt
ein gedicht ist
eine hand die bleibt
und kommt

auf herz und schultern
zu liegen und zu
spenden trost für
die die welchen suchen
oder solche welche

in der empathie mit
dem der gleiches
spürt zu finden wissen
dieses ach so warme
ja so geht's mir auch

ein gedicht sind
worte bilder mit
denen der der schildert
sich zu bohren weiß
in herz und seele

derer die ihm nie begegnet
wo er doch nur
die dinge und das ach
das ihn beweget
in worte bilder fasst

die ihm vielleicht
das dunkel lichten oder
oder die sein grau
mit rot bemalen und
wieder kreise bringen

in das unrund seiner welt





©Beatrix Brockman

Donnerstag, 20. September 2012

Farookh


und plötzlich trauere ich
erneut um dich, der du
so lange schon vererdet
bist. das netz der spinne
führte mich zu deinem
leben, das so exzentrisch
exzessiv und ohne un
gepflückte tage war. niemand
könnte sagen, du hättest
nicht gelebt. und starbst
du viel zu früh, so blieb
der welt ein erbe, das
mir noch heute tage
hellen oder dunkeln kann.




© Beatrix Brockman

Samstag, 15. September 2012

Klare Ansage


Tot ist tot ist tot
Ist ja nicht als ob
Verstorben ein
Bisschen weniger tot
Als gestorben waere.
Tot ist tot ist tot.


© Beatrix Brockman

Montag, 20. August 2012

fried

am friedhof
 vorbeigegangen,
 nicht verharrt,
 dennoch frieden
 dort verloren

 kurz darauf:
 totenläuten
 reißt grad
 vernarbtes
 wieder auf

 ©Beatrix Brockman

Ich liebe


I love the promise 
in your eyes, the oath 
your right hand took 

I love the web of lines 
around your eyes 
their twinkle as I feel 

your hand on mine 
I love how your desire 
of this me is steady 

and so faithful to 
this body that I 
evermore reject 

I love your love 
of me and I return 
it as my love of you

©Beatrix Brockman

Freitag, 8. Juni 2012

Reminiszenzen


wunden lecken
grau geworden
wie ein schäfer
hund worte
wiederkäuen
als würden
sie so verdaulicher
im generationen
spiegel sehen
dass man selbst
wunden schlug
mit dahingesagtem
das schärfer als
manches messer



©Beatrix Brockman

Montag, 4. Juni 2012

jet lag


augen und geist
noch eingewebt
in dunkle
tücher, glieder
gelähmt vom treibsand
des schlafs
schwingen sich
töne über die
membran der
paukenhöhle
um so viriler
in den steigbügel
von hammer
und amboss


©Beatrix Brockman

Samstag, 2. Juni 2012

alte. wege. neu.


brechen mit
alten strukturen
neue blickwinkel
suchen nach
anderen wegen
ohne den schuh
anzuziehen in
dem seele
und gemüt
sich blasen laufen


© Beatrix Brockman

Samstag, 12. Mai 2012

Matura

nun da das fleisch
schon altert, die
falten selbst in
falten liegen
kommt der geist
erst langsam aus
der schale seiner
kindheit, gewinnt
am ich, vermag
bewusst durchs
leben schreiten
seines selbstes
mehr und mehr
gewiss



© Beatrix Brockman

Samstag, 21. April 2012

Southern Comfort?

Umgeben von
verblassten
Südstaaten
Schönheiten

gewiegt in ihren
weichen Vokalen
lang gezogen zum
Southern Drawl

aus präzise
geschminkten
Lippen unter
Brauen – geo

metrisch nach
gezogen mit mani
kürten Nägeln –
fühlen sich

meine nordische
Kühle und deutsche
Deutlichkeit noch
fremder an als

sonst die honig
süße Fremde
meines amerika
nischen Alltags




© Beatrix Brockman

Donnerstag, 8. März 2012

traum vom nichts


auf den wellen
der nacht ins
nichts zu dümpeln
DAS wäre ein
traum statt
des sahara
brennens auf
trockener haut
bild um bild
hinter verdeckter
iris wort um
wort sich rankend
ums nichts das
sich dem ich
im wirbel von
wortbildern
stetig entzieht 
 
 
 
© Beatrix Brockman

Mittwoch, 25. Januar 2012

Für Ann Joseph

noch immer
steh'n wir fassungs
los vor dem gewiss
dass wir dein lachen
nie mehr hör'n

ob tränen über
wange fließen oder
in betroffenheit
der herzschlag
schwer

wir fragen uns
was wäre wenn?
ach hätte dieser mut
den jener letzte
dir hat abverlangt

doch deinen
schritt anderen wegs
geleitet.  ach
hätten wir — nur
eine email weg von dir—
an diesem tag

an dich gedacht!
so schlafe friedlich
sei getragen von
dem uns, in dessen
innern du auch nach

dem schmerz
für immer
einen platz