Mittwoch, 2. Dezember 2020

Even if

Even if 
I cut this moment into strips
and braided them into my hair;

even if
I wrapped your kisses into silk
and dried them between Neruda's words;

even if
I framed
the pinned butterflies;

even then 
this moment would only
last its eternity.




© beatrix brockman

 

Donnerstag, 13. August 2020

whisper

for six years you 
stood outside — nose
pressed to the window
of whispered words 
stamped confidential 
 
now you stand at
the threshold, hesitant
to walk through the door
— whether you want to or not — 
your turn has come to 

whisper


© beatrix brockman

Mittwoch, 12. August 2020

sepia

 sepia

 

in photography 

you’re still alive, 

one young and wiry, 

beautiful, the other 

her long hair coiffed, 

bouffant above the brows

in sepia forever frozen

both the soprano 

and the baritone. 

 

past your frames 

my path leads every day

but rarely do I focus 

on the woman or the man 

my parents captured

too in kodak-color.

 

so loving was your voice 

so rare on paper, too afraid 

that seven years 

of schooling only 

might yield mockery

 

how precious now

the cursive speaks  

to the “little one, beloved 

and so far away” 

whose heart crossed 

oceans every day.

 

and so I linger and reflect 

head bent over words 

– more valuable to me

than gold – and stand before 

your pictures that once

will perish until nothing 

shall remain of us.


© beatrix brockman

Freitag, 17. Juli 2020

top-heavy


top-heavy

tentatively I set my foot
onto this week, uncertain
whether one or another cobble
stone will crumble to dust. 
if anything, it seems to 

support my weight; but again 
and again doubt sticks its ugly 
head around the bend 
as if it were the salt 
one needs to spice up hope

From December 2019


kopfsteinlastig

zaghaft setze ich den fuß
auf diese woche, ungewiss
ob nicht der eine oder
andere kopfstein zu staub
zerfällt. noch scheint sie zu

tragen doch die skepsis streckt
ihr hässliches gesicht immer
wieder ums eck als wäre
sie das salz mit dem man
die hoffnung würzt


©beatrix brockman

Mittwoch, 20. Mai 2020

mittwochsblühen

Aus 2009, als ich in Nashville Doktorandin war:

legen sich sonntags
wieder meilen
zwischen ein leben in zwei
städten kommst du mitt'
woch in meinen süden

eiche aus spokane

als liebhaber nur -- ohne
den vater und ernährer --

dann bohren sich
meine wurzeln wieder
tiefer in die erde
will ich ausschlagen nur

und

in deinem schatten blühen


© Beatrix Brockman

Samstag, 9. Mai 2020

sepia

in fotografien lebt
ihr noch — jung und
drahtig — sie wunder
schön, das lange haar
in hoher tolle aus
der stirn frisiert;
auf papier gebannt
sopran und bariton.

ich seh die bilder
seh sie kaum bewusst,
nehm sie nur selten
wahr, die frau,
den mann, die eltern,
die ihr wart in kodak
farben nun erstarrt

zu schön, die stimme
auf papier, die selten
schrieb aus angst, dass
sieben jahre schule nur
ihr zum spotte würden,
gerichtet an die "meine
liebe und entfernte kleine",
deren herz tagtäglich
zu euch flog

so halt ich inne
über worten, die mir
wertvoller als gold
und vor den bildern
die mit mir vergehen
werden bis nichts mehr
von uns bleibt.

©Beatrix Brockman

Donnerstag, 16. April 2020

Schmetterling...

Ein Hund, sagt man, lässt sich leicht ablenken und konzentriert sich nur selten lange auf ein Ding und springt gern einem Schmetterling nach. So ruft man hier in Amerika oft "Butterfly", um anzudeuten, dass eine Person schnell vom hundertsten ins tausendste gerät. So auch ich. Um 6 Uhr sagt meine innere Uhr "Schluss ist" und ich stehe auf. Nach dem Gang ins Bad, erst mal einen Kaffee. Aber wie das so ist. Ich komme in die Küche und will mein BonVivo Espresso-Töpfchen fertig machen. Da sehe ich, dass mein Mann gestern abend sein Frühstück nur halb vorbereitet hat, also schnell Hafergrütze ins nunmehr im Mini-Slowcooker köchelnden Wasser geworfen. Beim Griff in die Gefrierschublade für seine Beeren stiefelt er im Adamskostüm in die Küche und übernimmt. Wo war ich nochmal? Ach ja Kaffee. Schnell die Bohnen in die Mühle geben und das Espressotöpfchen mit Wasser... grad schnell noch ein Glas Wasser trink..., ach nein mit dem Wasser die Schilddrüsentabletten nehmen, Vitamin C nicht vergessen, da war doch noch was? Die Probiotika im Kühlschrank natürlich. Was seh ich da im Kühlschrank? Keine Milch mehr da für den Kaffee - Ach Mensch, ich wollte doch Kaffee aufsetzen im Espressotöpfchen. Schnell noch die Tasse aus der Spülmaschine nehmen, die wird dabei gleich völlig ausgeräumt, und das Töpfchen steht noch immer nicht auf dem Herd. Jetzt aber, Wasser ins Töpfchen, Kaffeepulver, frisch gemahlen ins Kröpfchen, zuschrauben und auf den Herd. Halt, der Herd muss noch abgewischt werden, sonst geht der Frischluftfilter im Haus auf Orkanblasen, weil die Teilchen in der Luft ansteigen. Jetzt aber wirklich. Töpfchen auf den Herd und angeschaltet. Nur 90 Sekunden später duftender Kaffee in der Tasse, den ich draußen auf der Terrasse genießen möchte. Herrlich ists! Hingesetzt, nein, die Bank ist zu kalt. Also im Stehen an den Gartentisch, wo die Aussaaten stehen und da liegt die Gartenschere. Ach ich wollte doch Ästchen schneiden fürs neue Hügelkultur-Hochbeet.

Zwei Stunden später finde ich den kalten Kaffee auf der Terrasse. Das Hügelkulturbeet ist fast fertig.


Butterfly.....