Freitag, 30. Oktober 2015

neunundachtzig

im traum schritt er davon 
lange bevor er tatsächlich 
verstummte. unsäglich erbost 
über den versagenden körper 
schimpfte und geiferte der geist, 
machte denen, die ihm zugetan, 
das leben zur vorhölle und ließ 
ihnen den kalten schweiß auf 
der stirne stehen. dennoch 
regierte die liebe über 
seinem sein und der abschied, 
der keiner war, 
ward auf einmal in stein gemeißelt.



© Beatrix Brockman

Freitag, 16. Oktober 2015

kopflastig

zaghaft setze ich den fuß
auf diese woche, ungewiss
ob nicht der eine oder
andere kopfstein zu staub
zerfällt. noch scheint sie zu

tragen, doch die skepsis streckt
ihr hässliches gesicht immer
wieder ums eck, als wäre
sie das salz mit dem man

die hoffnung würzt.

©beatrix brockman

Dienstag, 6. Oktober 2015

geerdet

liebesworte male ich dir auf den leib
während du mich wurzelst
und meine topographie durchpflügst

nachts wird mein schlaf wieder
von worten und bildern zerschlissen
aber in deinen augen ruht mein geist


© beatrix brockman

Sonntag, 4. Oktober 2015

mengenlehre

den anschluss zu finden habe ich mich in die menge begeben. habe mich mal hier und mal dort dazugestellt, gelauscht und war doch allein. gehörte doch nicht dazu. zu dem großen mann mit der perlenkette und seinem freund, der stereotyper nicht hätte sein können. zu der kleinen cellistin, die so burschikos und mit der ich mir nichts zu sagen hatte. und so aß ich schweigend mein mahl, zollte dem gott der geselligkeit seinen tribut und war froh als wir uns dezent zunickten und es nicht mehr unhöflich war, sich zu verabschieden.

© Beatrix Brockman