Samstag, 9. Mai 2020

sepia

in fotografien lebt
ihr noch — jung und
drahtig — sie wunder
schön, das lange haar
in hoher tolle aus
der stirn frisiert;
auf papier gebannt
sopran und bariton.

ich seh die bilder
seh sie kaum bewusst,
nehm sie nur selten
wahr, die frau,
den mann, die eltern,
die ihr wart in kodak
farben nun erstarrt

zu schön, die stimme
auf papier, die selten
schrieb aus angst, dass
sieben jahre schule nur
ihr zum spotte würden,
gerichtet an die "meine
liebe und entfernte kleine",
deren herz tagtäglich
zu euch flog

so halt ich inne
über worten, die mir
wertvoller als gold
und vor den bildern
die mit mir vergehen
werden bis nichts mehr
von uns bleibt.

©Beatrix Brockman

2 Kommentare:

  1. Die Frage ist durchaus: Was bleibt von alledem? Ich kann die Frage nicht beantworten.

    Liebe Grüße
    Helmut

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