Dienstag, 11. Dezember 2007

Als ich Engel war…

Als ich Engel war
der klopfenden Herzens
"Gegrüßest seiest du Maria" sang
und im Adventskranz
zu Sankt Marien
nach und nach die Kerzen
angezündet wurden
da leuchteten Äpfel und Nüsse
im Gesteck daheim
Das Haus duftete
nach Bratäpfeln und
Lebkuchengewürz
in Mutters Adventsecken
und heimlich naschten wir vom Teig
Mutter las jeden Abend eine
Adventsgeschichte vor
ehe wir gemeinsam
in der Wohnstube mit Flöten, Gitarren,
Mandolinen und Klavier musizierten

Nach dem Kirchgang in
knackigkalter Luft
das schlesische Heiligabendessen
doch zuvor die Nudelsuppe
für die traurige Tante
Dann wieder gemeinsames
Musizieren, bis die Spannung
ins unendliche stieg
und die Kleinste,
vor Aufregung kaum
stillsitzen und singen konnte
ehe Mutter endlich
den Vater anschaute
und dieser stumm nickte

Bescherung für fünf Kinder
Warme Pullover, selbstgestrickt
und passend dazu eine Jacke
für die Puppe Hannelore
Ein schicker Rock, selbstgenäht
und für jeden
einen schönen bunten Teller
mit Mandarinen, Nüssen, Schokolade
und Marzipan – das wir immer
mit Vater verkungelten
Und schon nach zwei Tagen
trotz größter Zurückhaltung
begannen still
die ersten Schokoringe
vom Weihnachtsbaum
zu verschwinden


(c) Beatrix Brockman (2003)

2 Kommentare:

  1. Hallo Bea,
    vor dem Fest habe ich auf meiner Festplatte in einem alten Adventskalender gekramt und dieses Gedicht von dir dabei gefunden und gelesen. Es hat nicht von seiner Herzenswärme verloren und immer liegt ein Lächeln in meinen Augen wenn ich deine Worte lesen.

    lieben Gruß von Pia

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